Regionalveranstaltungen der Vereinigten Volksbank informieren zu aktuellen Finanzthemen

‚Besondere Zeiten. Gemeinsam meistern.‘ Unter diesem Motto lud die Vereinigte Volksbank an sechs Orten zwischen Ankum, Bohmte und Bad Iburg zu ihren jährlichen Regionalveranstaltungen ein. Ca. 600 Mitglieder folgten der Einladung und informierten sich zu aktuellen Themen rund um das Finanzwesen.

„Ein alter Bekannter ist zurück – der Zins“

leitete Vorstandsmitglied Beate Jakobs ihren Kurzvortrag zu aktuellen Themen der Geldanlage in Zeiten hoher Inflation ein. Sie berichtete darüber, dass eine gute Vermögensstrukturierung auch in Zeiten von Zinsen nach wie vor notwendig sei. „Bei einem Anlagezins von 3 % wird ihr Geld auf dem Kontoauszug optisch zwar mehr, berücksichtigen wir allerdings eine Inflation von 6 % haben Sie einen negativen Realzins und erleiden damit einen Kaufkraftverlust, der selbst in Zeiten der Negativzinsen nie so hoch war wie im Moment.“ führte sie aus. Sie verdeutlichte das an zwei Beispielen: „Bei einem Anlagebetrag von 10.000 € fehlt Ihnen dann pro Jahr eine Kaufkraft von rund 270 € - oder umgerechnet zum Beispiel zwei Konzertkarten. Bei 50.000 € liegt der Kaufkraftverlust schon bei 1.350 €, einem Kurzurlaub oder einem verlängerten Wochenende für zwei Personen, der wegfällt, weil Sie aufgrund der gestiegenen Preise das Geld für andere, alltägliche Dinge ausgeben müssen.“ Daher gehe auch nach der Rückkehr des Einlagenzinses an einer guten Vermögensstrukturierung kein Weg vorbei, die eben auch Anlageklassen, berücksichtigt, die einen gewissen Inflationsschutz bieten, z. B. Substanzwerte, wie Aktienfonds. „Im Übrigen empfehlen wir unseren Kunden für einen Teil ihrer liquiden Mittel nicht auf längerfristig steigende Zinsen zu setzen, sondern sich das aktuelle Zinsniveau durchaus auch über festverzinsliche Anlagen für die nächsten 3 bis 5 Jahre zu sichern. Das Tagesgeld ist kein langfristiges Anlageinstrument.“ so Jakobs weiter. „Investieren Sie eine Stunde Ihrer Zeit, damit wir Sie umfassend informieren und beraten können“ lud Jakobs alle Teilnehmenden am Ende Ihres Vortrags ein.

„Nachhaltigkeit im Finanzwesen“

Ihr Vorstandskollege Holger Benitz berichtete über das Thema „Nachhaltigkeit im Finanzwesen“. Er stimmte die Zuhörer darauf ein, dass die Banken ab dem kommenden Jahr verpflichtet sind, Nachhaltigkeitsaspekte insbesondere bei der Kreditvergabe an Firmenkunden zu berücksichtigen: „Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob die Unternehmen sich gegen Schäden aus Umweltereignissen hinreichend abgesichert haben. Wir müssen vor der Kreditvergabe zukünftig auch prüfen, ob steigende Kosten z. B. im Bereich der Energie, oder mit der notwendigen Transformation der Wirtschaft verbundene Umsatzeinbußen das Geschäftsmodell der Unternehmen gefährden und welche Anstrengungen sie dagegen unternehmen.“ Benitz zeigte zudem auf, dass auch weitere Themen, nämlich das soziale Engagement, z. B. der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter oder die Förderung der Region bei Nachhaltigkeitsaspekten eine Rolle spielen. Und darüber hinaus seien Aspekte der Unternehmensführung relevant, die u. a. die schnelle Umsetzung von Richtlinien und Gesetzen oder die Steuerehrlichkeit umfassten. Folgen einer unzureichenden Umsetzung dieser Nachhaltigkeitsthemen in Unternehmen könnten sein, dass Banken für solche Kredite mehr Eigenkapital vorhalten müssen, was dann den Kreditzins, den der Kunde bezahlen muss, verteuert. „Oder – positiv ausgedrückt – eine gute Umsetzung der Nachhaltigkeitsaspekte hält die Kreditkosten für die Unternehmen niedrig.“ Die Politik bediene sich damit der Banken, die Nachhaltigkeitsthemen auch über die Kreditvergabe in die Unternehmen zu transportieren, schloss Benitz seinen Vortrag.

Digitaler Euro

Auf Interesse stieß in den Veranstaltungen auch der Vortrag von Vorstand Heiko Engelhard zum digitalen Euro, den die Europäischen Zentralbank bis 2025 einführen will. „Wofür denn noch eine neue digitale Bezahlform, werden Sie sich fragen“ begann Engelhard, um dann zu verdeutlichen „aber der digitale Euro ist wirklich etwas Neues und Wichtiges!“ Geldscheine und Münzen würden dadurch nicht abgeschafft, die EZB transformiere vielmehr mit dem digitalen Euro als ‚Zwilling‘ das Bargeld in die digitale Welt. Und dies sei wichtig, denn Bargeld habe nach wie vor eine hohe Bedeutung für eine moderne Gesellschaft. ‘(Bar)Geld ist geprägte Freiheit‘ habe schon Dostojewski Mitte des 19. Jahrhunderts festgestellt. Denn es bedeute für die Menschen Anonymität, Autonomie und geringe Kosten. Nicht ohne Grund würden 60 % der alltäglichen Zahlungen in Deutschland noch immer bar bezahlt. „Weil die Digitalisierung nicht aufzuhalten ist, ist es wichtig, die Vorteile des Bargelds auch in der digitalen Welt zu bewahren“ zeigte sich Engelhard überzeugt. „Und wir müssen aufpassen, dass wir die Entscheidungen, wie wir zukünftig bezahlen, nicht vollständig den amerikanischen Digitalkonzernen überlassen, deren Unternehmenslenker zudem bislang nicht durchgängig durch ein ausgeprägtes Demokratieverständnis aufgefallen sind. Mit dem digitalen Euro, der durch die demokratisch legitimierte Institution der Europäischen Zentralbank koordiniert wird, sichern wir uns beim Bezahlen die Autonomie in Europa. Daher ist seine Einführung viel mehr als lediglich ein neuer Bezahlweg!“ verband Engelhard seine Ausführungen mit einer Werbung für das Projekt. Wichtig sei bei der Einführung aber die Frage, welche Obergrenze die EZB für die ‚digitale Geldbörse‘ vorsehe. Denn so wie heute auch die Geldscheine und Münzen wird auch digitales ‚Bargeld‘ dem Kreditkreislauf der Wirtschaft entzogen. Gerade die Anlage von Guthaben auf Bankkonten und ihre anschließende Vergabe als Kredite sichere aber Wachstum und Wohlstand und die Banken übernähmen als Vermittler bei der Weiterreichung von Bankeinlagen hierfür eine wichtige Rolle. Ungeachtet dessen schlage die EZB für die digitale Geldbörse der Kunden derzeit eine unnötig hohe Obergrenze von 3.000 € vor. „Wenn wir diesen Betrag annehmen, die Kunden ihre digitale Börse damit zusätzlich füllen, also quasi in ihr Handy legen, fehlt ein hoher Betrag für die Kreditversorgung gerade der mittelständischen Wirtschaft. Dies schwächt den Wirtschaftsstandort Deutschland mit seinem ausgeprägten Mittelstand.“ warnte Engelhard. Die Volks- und Raiffeisenbanken machen sich deshalb zum Start für eine Obergrenze von 500 € stark. Denn mehr würde nicht gebraucht. „Im Durchschnitt heben die Menschen in Deutschland 2,6-mal im Monat jeweils 200 € Bargeld am Geldautomaten ab, von denen sie dann 100 € in der Geldbörse mit sich herumtragen. Wenn sie das zukünftig neben der Auszahlung am Geldautomaten parallel bis zu 500 € als digitalen Übertrag in ihre Handy-Geldbörse von überall aus machen können, reicht das völlig und vermeidet zugleich negative Folgen für die Kreditversorgung“, belegte Engelhard die von ihm präferierte Obergrenze mit Auswertungen der Bundesbank. Sein vielversprechender Abschluss: „Wenn wir in der weiteren Diskussion zu einer angemessenen Obergrenze kommen, dann hat der digitale Euro für die Autonomie im Finanzwesen in Europa eine hohe Bedeutung. Statt das Bargeld abzuschaffen, geben wir ihm einen digitalen Zwilling und bewahren damit seine Vorteile, die in unserer Gesellschaft auch zukünftig einen hohen sozialen Wert haben werden.“